„Hilfreiche Kommunikation oder Wie man Missverständnisse vermeidet

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Im ersten Kurzblog über den Witz „Kommunikation oder Die Todesliste“ ging es in aller Kürze über den Mut, Dinge anzusprechen, die einem nicht ganz klar sind.

Da ich in der letzten Zeit immer mehr feststelle, wie wichtig im Allgemeinen wie auch im Speziellen eine genaue Sprache im beruflichen und privaten Alltag ist, möchte ich ein paar Tipps geben, wie es gelingen kann, Missverständnisse zu vermeiden, und damit Kommunikation und Beziehungen positiv zu verändern.

Dabei sind folgende vier Ressourcen sehr hilfreich:

  1. Perspektivenübernahme
  2. Breiter und vielfältiger Wortschatz
  3. Ich-Botschaften
  4. Hilfreiche Grundhaltungen

Das Training dieser Fähigkeiten kann und wird die Kommunikation mit Mitmenschen sehr erleichtern!

1. Perspektivenübernahme

Sich in das Gegenüber und dessen Gefühle hineinversetzen zu können, hilft enorm. Unser Gesprächspartner sieht die Welt nun mal aus seiner Sicht, genauso wie wir die unsrige aus unserer Sicht sehen. Jede Welt-Sicht ist erst einmal in Ordnung, hat ihre Geschichte und ist genauso wenig richtig wie falsch (was auch wiederum eine hilfreiche Grundhaltung ist). Wir betrachten und bewerten die Dinge durch die Brille unserer Erfahrungen.

Wenn wir versuchen, uns die Brille unseres Gegenübers „auszuleihen“ und erst einmal neugierig zu sein auf die Beweggründe des anderen, signalisieren wir ihm: Mir ist wichtig zu erfahren, wie Du das siehst und warum. Dann befinden wir uns auf Augenhöhe und stellen nicht unsere Ansicht und Erfahrungen über die des Menschen, mit dem wir im Dialog sind.

Interesse, Neugier und Offenheit für den anderen bewirken hier sehr viel.
Prima Nebeneffekt: Wir können viel dabei lernen!

2. Breiter und vielfältiger Wortschatz

Es ist ungemein hilfreich, über einen großen Wortschatz zu verfügen. Insbesondere im Bereich der Gefühlsbegriffe und im Bereich von Adjektiven/ Adverben.

Das ist ein Bereich, über den man ohne Weiteres eine ganze Bildungswoche füllen könnte. Ich erlebe in meinen Begegnungen am Arbeitsplatz oder natürlich auch privat, dass es mir wesentlicher leichter fällt, Kommunikation konstruktiv und positiv zu gestalten, wenn ich Sachverhalte, emotionale Zustände, Prozesse, Meinungen, interaktive wie auch intrapersonale Dynamiken usw. genau benennen kann.

Eigentlich ist es ja logisch – je mehr Wörter man kennt, desto besser lassen sich Dinge erfassen. Aber wir benötigen auch einen guten Zugriff darauf. Es nützt nichts, alle möglichen Wörter mal gehört zu haben. Nur indem wir immer und immer wieder im Gespräch sind, Sprache aktiv, bewusst und lebendig gestalten, können wir diese für uns weiterentwickeln, und unsere Kommunikation mit dem Mittel des gesprochenen Wortes positiv gestalten. Alles steht und fällt mit den Worten, die wir wählen. Worte können verletzen, zerstören und behindern, und sie können auch wärmen, heilen und bereichern! Mit einer positiven und konstruktiven Kommunikation gestalten wir all unsere Beziehungen. Dreimal dürfen Sie nun raten, wie sich diese wohl entwickeln könnten, wenn wir mit einer lebendigen Wortwahl, ja „Wortwelt“ arbeiten!

3. Ich-Botschaften

Ebenfalls ein Thema, mit dem wir uns auch in aller Ausführlichkeit beschäftigen könnten. Hier nur ein paar Gedanken. Wir kennen alle den Satz „Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus“. Wir fordern gern, kritisieren, wollen anderes Verhalten sehen, sind meist nach außen gerichtet usw. Einfach mal den Spieß umdrehen: Wollen wir, dass mit uns so gesprochen wird? Nur wenn WIR beginnen, so zu sprechen wie wir es uns von anderen wünschen, ERST DANN wird sich unsere Kommunikation verändern. Niemand ist es uns schuldig, sich uns gegenüber zu verändern. Wenn wir uns wünschen, dass sich unsere Kommunikation positiv verändern soll, geht es nur über den Weg, dass wir auch damit beginnen. Dass wir selbst die Verantwortung in die Hand nehmen und sagen: Jetzt! Ich will, dass etwas anders läuft, also sorge ich nun auch dafür und erwarte es nicht mehr von den anderen. Denn da könnten Sie möglicherweise lange warten und darüber unglücklich und verbittert werden. Wollen Sie das? – Eben. Also: Bleiben Sie bei sich und dem was Sie selbst denken und fühlen. Und nur das kommunizieren Sie Ihrem Gegenüber.

Anklagen und Forderungen bringen rein gar nichts. Denken Sie daran: Sie und Ihre Worte gestalten die Kommunikation. Und: Es ist eine Sache der Gewöhnung, und im Prozess der Gewöhnung fühlt es sich komisch an (wie beim Autofahrenlernen), aber auch mit kleinen Schritten kommen wir ans Ziel.

Probieren Sie es aus. Und wenn Sie nicht weiterkommen, rufen Sie mich an.

4. Hilfreiche Grundhaltungen

Allem was wir denken, sagen und tun, liegen Grundhaltungen und Wertvorstellungen in Form von Gedanken zugrunde.

Bei als schwierig empfundener Kommunikation sind häufig – bewusst oder unbewusst – Grundhaltungen von „ich bin nicht gut genug“, „wie man es macht ist es verkehrt“, „dauernd werde ich …“ oder ähnliche Gedanken am Werk. Meist haben vergangene Erfahrungen diese Grundannahmen hervorgebracht. Aber es muss ja nicht für immer so weitergehen. Wenn Sie als erwachsener Mensch sich wünschen, dass sich die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihren Mitmenschen, oder einem ganz bestimmten, positiv verändern soll, brauchen Sie entweder gar keine Grundhaltungen, also eine Loslösung von Erwartungen an die Kommunikation, oder, noch besser, weil dies auch Ihre eigene Kommunikation  positiv zu verändern vermag, hilfreiche Grundhaltungen. Diese könnten sein: „Ich höre erst einmal, was XY mir zu sagen hat.“, oder „Ich bin sicher dass ich meine Gedanken gut anbringen kann.“, oder „Meine Gedanken sind gut genug“, etc.

Vielleicht könnten folgende Grundhaltungen besser beschreiben, wie es gehen kann, z.B.:

Wertschätzung meiner eigenen Gedanken und Erfahrungen

Wertschätzung der Gedanken und Erfahrungen des Gegenübers

Neugier, Offenheit

Verständigung ist wichtiger als Bewertungen (Vorstellungen von „richtig“ und „falsch“ beiseite rücken, die dürfen mal zuschauen und sich ausruhen ;) )

Augenhöhe ist wichtig – keiner in der Interaktion ist mehr oder weniger wertvoll als der andere, oder noch besser: Jeder ist gleichermaßen wertvoll.

Viele hilfreiche Gedanken und Grundhaltungen finden Sie im übrigen auch in meinem Buch „Gedankentausch – Wie Sie Ihre Gedanken positiv verändern können“.

Meiner Erfahrung nach gibt es noch weitere Bereiche, die uns helfen, unsere Kommunikation zu verändern. Ich denke, dass diese mit die wichtigsten sind, um es auch hier nicht zu lang werden zu lassen.

Haben Sie Fragen? Anregungen? Wünsche? Als „WorkShopping-Queen“  konzipiere ich gerne ein Angebot oder unterstütze Sie ganz konkret bei der Gestaltung Ihrer Kommunikation am Arbeitsplatz oder im Privatleben.

Herzlich,

Barbara Hoffmann

Wahrnehmung oder Wie man das Kopfkino ausbekommt

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Wahres über die Wahrnehmung

oder

Wie man das Kopfkino ausbekommt

Wir halten das für WAHR, was wir WAHR-NEHMEN. Klingt doch einfach, oder? Wir machen es aber gern kompliziert. Wäre ja sonst auch zu einfach. ;)

Wahrnehmung heißt Wahrnehmung, weil wir das was wir sehen/ hören usw., für real halten. Für „wahr“!

Wahrnehmung – was ist das?
Eine Wahrnehmung ist… etwas viel Grundlegenderes als eine Meinung oder Haltung. Wir nehmen wahr, was wir mit den Sinnen erleben können. Wir können Dinge sehen, fühlen, riechen, hören, schmecken. Wobei das fühlen sich auf eine kinästhetische Empfindung bezieht, aber auch auf eine emotionale Empfindung. All das ist Wahrnehmung.

Blickwinkel
Jeder von uns sieht die Welt aus seiner eigenen Perspektive. Unterschiedliche Blickwinkel erzeugen unterschiedliche Wahrnehmungen: Von der einen Seite beleuchtet, wirft ein Zylinder einen kreisförmigen Schatten, und von der anderen Seite beleuchtet, wirft er einen rechteckigen Schatten. Es kommt also immer auf die Perspektive an, von der aus wir die Dinge betrachten. Auch das haben wir schonmal gehört. Woraus wir schließen können, dass das wichtig sein könnte, um eine andere Haltung zum Erlebten einzunehmen.

Interessante Geschichte
Im Gleichnis „Die blinden Männer und der Elefant“ untersucht eine Gruppe von Blinden – oder von Männern in völliger Dunkelheit – einen Elefanten, um zu begreifen, worum es sich bei diesem Tier handelt. Jeder untersucht einen anderen Körperteil (aber jeder nur einen Teil), wie zum Beispiel die Flanke oder einen Stoßzahn. Dann vergleichen sie ihre Erfahrungen untereinander und stellen fest, dass jede individuelle Erfahrung zu ihrer eigenen, vollständig unterschiedlichen Schlussfolgerung führt.

Selbst-/ Fremdwahrnehmung
Ist es Ihnen auch schon so gegangen, dass Sie ein Feedback von außen über sich selbst bekommen haben, was so gar nicht Ihrer Selbstwahrnehmung entsprach?
Ist doch interessant, auch hier waren Interpretationen und Annahmen über Sie am Werk. Schauen Sie ganz in Ruhe hin, was Sie davon annehmen können und möchten. Auch das Feedback hat gaaanz viel mit dem Feedbackgeber und seiner inneren Welt zu tun! ;)

Dialog und Deeskalation
Dialog findet immer dann statt, wenn zwei Teile miteinander im Austausch auf Augenhöhe sind. Das können zwei Personen sein, die sich miteinander über etwas Bestimmtes unterhalten. Es können auch innere Anteile sein, die miteinander im Austausch sind. Diese sind nicht immer miteinander auf Augenhöhe. ;) Wie nett, sollten Sie an dieser Stelle mimisch reagieren.

Denn wo…
… wirklich Dialog stattfindet
… beide Seiten ihre berechtigten Gedanken ausdrücken dürfen
… jede Haltung erst einmal grundlegend Wertschätzung erfährt,
… wir mit wirklich offenen Sinnen wahrnehmen, was die jeweiligen Anteile ausdrücken wollen,
… Offenheit für die jeweiligen Emotionen dies jeweils anderen besteht,

…da gelingt auch Deeskalation.
Ich glaube, das wäre einen extra Blogartikel wert – gute Idee eigentlich.
Aber zunächst zurück zum Thema Wahrnehmung.

Gewohnheitstiere
Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, Erlebtes/ Wahrgenommenes zu bewerten und mit Interpretationen anzureichern. Diese Interpretationen sind nicht immer „wahr“. Es sind erst einmal nur Annahmen darüber, wie das Erlebte zu bewerten ist. Mehr nicht. Meist überprüfen wir diese nicht einmal mehr, sondern gehen davon aus, dass unsere Annahme/ Interpretation die einzig Wahre ist. Warum eigentlich?

Weniger interpretieren, mehr wahrnehmen!
Nehmen wir die Bewertungen raus, und kehren wieder zurück zur reinen Wahrnehmung. Einfach zu dem, was wir sehen/ hören/ riechen/ schmecken/ fühlen [emotional/ haptisch]. Dann kommen wir der Wahr-heit hautnah. Dann sehen und erleben wir wieder, was wirklich IST. Was wir sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken. Treten wir DANN einen Schritt zurück, sprechen aus was wir da wahrgenommen haben. Und geben gut darauf acht, ob da nicht doch eine Interpretation versteckt sein könnte. Erst wenn wir das Erlebte auf das, was wir beschreiben können, „deskriptiv heruntergebrochen“ haben, dann können wir schauen, ob (!) und wenn ja, wie wir das Wahrgenommene interpretieren wollen (gut/ schlecht/ nervig/ lustig/ hinderlich/ hilfreich, u.v.m.).
Noch besser ist jedoch folgendes:

Kopfkino aus
Wenn wir die Bewertungen rausnehmen und nur noch wahrnehmen was wir mit unseren Sinnen erleben können, wird es friedvoller, müssen wir nicht mehr kämpfen. Wir gewinnen Distanz zum Erlebten.

…endlich!
Wir werden gelassener, unabhängiger, freier! Weil wir mehr bei uns selbst ankommen. Sobald wir wissen, dass unsere Wahrnehmung getrennt von Bewertungen und Annahmen steht, können wir viel bewusster wahrnehmen, was IST, und noch einmal überlegen, ob und wie wir das Erlebte bewerten wollen. Oder ob es einfach das ist, was es ist. Eine Situation, eine Äußerung, ein Mensch, der irgendetwas sagt. Was wiederum nichts über uns, oder gar über unseren Wert als Mensch aussagen muss. Es ist dann einfach nur noch was es ist. Etwas, das wir wahrnehmen. Worüber wir dann anschließend bewusst entscheiden können, wieviel davon wirklich mit uns selbst zu tun hat.
Ist doch toll, oder? Glauben Sie mir, ich habe viel Kopfkino durch, es war nicht schön und nicht einfach, aber ich bin jetzt viel besser darin, die Dinge im positiven Sinn zu ent-werten, oder auch umzubewerten. In meinem Buch „Gedankentausch“ habe ich es dann beschrieben wie es gehen kann.

Kopfkino aus? Gangschaltung auf „Wahrnehmung“ runtergeschaltet? Neugierig geworden, wie es geht?
Wenn Sie wirksame mentale Strategien kennenlernen möchten, wie Sie mehr wahrnehmen und weniger bewerten, um gelassener zu werden, einfach melden!

Herzliche Grüße und eine gute Zeit,

Barbara Hoffmann
Systemischer Coach