Führen als Dienstleistung – oder Die Bestimmung der Säule liegt im Tragen

Hervorgehoben

Kürzlich las ich einen Artikel* auf einer Schweizer Internetplattform für Informationen rund
um Management und Unternehmensführung.

fotolia/ celeste clochard

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Ein Zitat darin sprach mich sehr an: „Als Führungskraft muss man sich bewusst werden, dass man dafür da ist, Menschen zu führen. Das ist kein Privileg, sondern eine Dienstleistung.“ Führung als Dienstleistung – ein hilfreicher Gedanke, der mich selbst schon seit längerem beschäftigt.

Was bedeutet Führung, und wie grenzt sich Führung von Leitung ab?

Wer leitet statt zu führen, bleibt in der bloßen Organisation von Aufgaben und Abläufen verhaftet und agiert an der Oberfläche. Leitung handelt nach äußeren Kriterien und Maßstäben. Sie organisiert, verwaltet, strukturiert, beschafft und regelt.

Führung jedoch geht darüber hinaus: Führung fördert, entwickelt, unterstützt, integriert und verantwortet. Leitung bezieht sich auf Abläufe, Sachen und Regelungen. Führung bezieht sich auf Menschen, Werte und Entwicklung.

Jemand, der führt, geht vorweg, erkundet das Terrain, sucht nach dem besten Weg. Diejenigen, die er anführt, und die „hinter ihm stehen“ und gehen, müssen sich auf ihn verlassen können. Er ist derjenige, der dafür Sorge trägt, dass der Weg, der vor der Gruppe liegt, begehbar ist. Er sorgt dafür dass alle diesen Weg mitgehen können, und keiner zurück bleibt.

Führung als Dienstleistung zu verstehen, entspricht nicht dem hierarchischen Konzept von Führung von oben nach unten, nach dem die Führungskraft „über“ den Mitarbeitern steht. Führung als unterstützende, tragende Säule für eine gelingende Teamarbeit, macht den eigentlichen Unternehmenserfolg aus. Führung bedeutet daher auch Trag-Fähigkeit, und eine tragende Säule braucht ein gutes Fundament.

Was charakterisiert nun eine „Dienst leistende“ Führungskraft?

  • lebt soziale, menschliche und kommunikative Kompetenzen
  • berücksichtigt die Belange des Teams und die Menschen in diesem Team
  • praktiziert eine wertschätzende Grundhaltung gegenüber dem Team, den Einzelnen und sich selbst gegenüber
  • unterstützt Mitarbeiter in ihren Stärken (anstatt z.B. ihnen diese zu neiden) und ermöglicht ihnen persönliche Weiterentwicklung
  • kommuniziert achtsam, wertschätzend und integrierend
  • versteht Führung als tragende und unterstützende Kraft des Teams („Trag-Fähigkeit“)
  • erkennt die Verbindung zwischen Team und Teamführung auf Einstellungs- und Verhaltensebene

Vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Umbrüche wird immer mehr Menschen deutlich, was wieder wichtig wird. Eine an diesen Werten orientierte Führung bildet die Grundlage für den Erfolg der Einzelnen, den Erfolg des Teams, und für den Anteil des Teams am Unternehmenserfolg.

Möge Führung und Zusammenarbeit stets im Sinne einer solchen Werteorientierung gelingen.

Was denken Sie, wie gesundheitsfördernde Führung aussehen sollte?

Herzlichst,

Ihre Barbara Hoffmann
Coach, Beraterin
www.hoffmann-coaching.de

 

Zitatquelle: http://www.hrtoday.ch/article/von-der-kraft-innerer-bilder

Psychisch krank zu sein fördert manchmal die Gesundheit

Hervorgehoben

Fotolia.com | Africa Studio

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Ich arbeite u.a. in einer/ für eine Rehaklinik mit psychosomatischem Schwerpunkt. Menschen die aufgrund von Überlastungen, Konflikten, persönlichen und beruflichen Krisen krank geworden sind, lassen sich dort behandeln und erhalten Anregungen und Anleitungen, wie sie sich abgrenzen und in unterschiedlichen Settings besser für sich sorgen können.

Arbeit und psychische Erkrankungen
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt geht es turbulent zu. Konflikte und Mobbing am Arbeitsplatz, betriebliche Umstrukturierungen, Führungskräfte ohne wirkliche Kompetenz zum Führen, immer höhere Leistungsvorgaben u.v.m. führen zu Jobverlusten, Langzeitarbeitslosigkeit, Langzeitarbeitsunfähigkeit, zu Krisen und Verlustgefühlen und können ernste psychische und psychosomatische Dysbalancen verursachen.

Diese drücken sich in zum Beispiel in Depressionen und depressiven Episoden, Angststörungen, Kopfschmerzerkrankungen, und manch anderen Formen aus, in denen das System aus Körper und Seele die Notbremse zieht und nach Aufmerksamkeit ruft. Diesen Erkrankungen sind häufig leichtere Warnsignale vorausgegangen. Verspannungen, Rückenbeschwerden und Unruhezustände sind nur einige der klassischen Symptome, mit denen der Körper sein fehlendes Einverständnis mit bestehenden Rahmenbedingungen oder Ereignissen signalisiert. Meist sind diese aber übergangen oder überhört, oder wegmediziert worden, denn man muss ja am Ball und leistungsfähig bleiben.

Der Anteil psychischer Erkrankungen an der Gesamtzahl der Berentungen ist hoch, und wird immer höher: „Im Jahr 2008 gingen 12,7 Prozent aller Rentenzugänge aufgrund verminderter Erwerbsfähigkeit oder Erwerbsunfähigkeit auf affektive Erkrankungen zurück. Sie sind damit die häufigste Erkrankungsgruppe bei Erwerbsunfähigkeits- und Erwerbsminderungsrenten.“, so schreibt die Psychotherapeutenkammer NRW (Quelle: https://www.ptk-nrw.de/de/mitglieder/publikationen/ptk-newsletter/archiv/ptk-newsletter-spezial/zahlen-fakten-depression.html, Stand 04.04.2015).

Wie kommt dies zustande?
Unzählige Rehabilitanden berichten mir, dass sie an ihrem Arbeitsplatz Wertschätzung und Anerkennung vermissen. Sie vermissen Kollegialität und Menschlichkeit.
Am häufigsten höre ich von Konstellationen wie den folgenden, innerhalb denen es zu einem Verlust von Menschlichkeit, Respekt und einem wertschätzenden Umgang kommt:

  • Vorgesetzte und Führungskräfte, die nicht in der Lage sind, ihre Mitarbeiter als Menschen zu respektieren, sondern diese nur noch als „human ressources“ sehen
  • Umstrukturierungen wegen Betriebsübergängen oder personeller Veränderungen in Führungsetagen, diese möglichst häufig, damit die höhere Anonymität und Entfremdung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern keine emotionale Bindung entstehen lässt, und es den Führungskräften und entscheidungsbefugten Personen leichter fällt, gut verdienende (meist sehr erfahrene und verlässliche und mit dem Unternehmen identifizierte) Mitarbeiter zu entlassen.
  • Leistungsvorgaben wegen wirtschaftlicher Zwänge, die besonders ältere Mitarbeiter in die Überforderung bringen
  • Personalabbau zugunsten finanzieller Einsparungen, jedoch zu Lasten der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter.
  • Vererbung von Führungspositionen an Söhne oder Töchter, die häufig nicht qualifiziert sind, solche Positionen gut auszuüben, sondern die dies aus Machtdünkel und finanziellen Erwägungen heraus übernehmen.

Diese Entwicklung ist jedoch nicht endlos fortsetzbar, und geht letztendlich zu Lasten des Unternehmenserfolgs.

In einem Unternehmen mit einer menschenunfreundlichen Atmosphäre krank zu werden, ist also eine im Grunde gesunde Reaktion. Denn wir Menschen sind nicht darauf ausgelegt, immer mehr Leistung in immer weniger Zeit zu erbringen. Wir sind nicht auf einen andauernden Stresspegel in unserem Körper ausgelegt. Wir können unseren Motor nicht immer im „roten Bereich“ rasen lassen, es muss auch Erholungszeiten und Phasen der Regeneration geben. Der rote Bereich kommt nicht nur durch „zuviel Arbeit“ zustande, auch durch stressbelastete Situationen wie Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, weil die echte Kollegialität und der Blick füreinander fehlen.

Werden Mitarbeiter also psychisch krank, und entwickeln u.a. affektive oder Angststörungen, ist dies häufig eine unbewusste gesunde Reaktion, mit der der Körper Abstand vom Geschehen einfordert. Der Selbsterhaltungstrieb ist aktiviert. Nur so kann eine Distanz entstehen, aus der heraus die eigenen Wertvorstellungen mit denen des Unternehmens verglichen werden können. Denn in kranken Strukturen kann kein menschliches System auf Dauer überleben, wenn es gesund sein, werden oder bleiben will.

Krank oder gesund – ressourcenorientiert betrachtet
Höre ich also von „Patienten“, warum sie seit geraumer Zeit arbeitsunfähig sind, so denke ich manchmal: Eigentlich sind nicht die Patienten krank. Sondern die Strukturen aus denen sie kommen, bzw. die Menschen die auf Kosten von Menschlichkeit und Respekt mit Machtdünkel und Geldgier Führungspositionen bekleiden, sind eigentlich diejenigen, die Unterstützung benötigen, um ihre Mitarbeiter kompetent durch schwierige Phasen des Unternehmens zu führen.

Und so unterstütze ich dort die Menschen mit psychischen Diagnosen in ihrer Absicht der eigenen Gesunderhaltung, damit sie wieder in die Lage kommen, sich selbst zu vertrauen, sich Abgrenzung und Mut zuzutrauen, um für mehr Menschlichkeit und Respekt am Arbeitsplatz, und noch einige andere Werte mehr einzutreten.

„Der Fisch stinkt vom Kopf her“, so heißt es im Volksmund, aber die wahrhaft wichtigen Veränderungen geschehen stets von der Basis aus. Und von dort aus kann Gesundheit wieder entstehen. Denn wir sind soziale Wesen, die aufeinander angewiesen sind.
Durch gesundheitliche Schwierigkeiten können Sie erkennen, dass es manchmal notwendig wäre, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen.
Denn die Strukturen ändern sich nicht von alleine, aber jeder kann auf seine Weise dazu beitragen, dass sich etwas „von unten her“ verändert. Das ist nicht leicht, aber es ist der einzige Weg.
Und so kann eine Zeit der Arbeitsunfähigkeit eine Chance sein, um sich neu zu sortieren, und anschließend, mit guter Unterstützung im Rücken, die Flucht nach vorn anzutreten, um selbstwirksam für ein besseres Miteinander einzutreten. Sie sind nicht allein. Suchen Sie sich Verbündete. Es gibt sie.

Und so ist es nur gesund, sich von zerstörerischen Strukturen –  innerlich – zu entfernen. Von wegen psychisch krank.

Barbara Hoffmann
Systemischer Coach (DVNLP)

Was ist „gute Arbeit“? – Ein neues Buch entsteht.

Hervorgehoben

Peace of Mind wooden sign with a sky background

Quelle: gustavofrazao|fotolia.com

Hallo und guten Tag!

Hier geht es zum Artikel „Gute Arbeit ist Gefühlssache„!
Er weist auf mein zweites Buch hin, das ich im Begriff bin zu schreiben, und das ein Ratgeber für Arbeitnehmer wird, um konkrete Hilfen an die Hand zu geben, was es für die Erhaltung der Gesundheit im Arbeitsleben braucht. In Zeiten ständiger Personalverknappung und häufig auch massiver Funktionalisierung von Menschen („human ressources“) möchte ich mit diesem neuen Ratgeber einen hilfreichen Beitrag leisten.
Ich habe den Artikel diesmal als PDF Datei hinterlegt, da er in WordPress zuviel Platz einnehmen würde. Vielleicht haben Sie Lust, ihn sich auszudrucken… oder mir Ihre Rückfragen zu schreiben, mich für Coaching in Richtung Erhaltung der Gesundheit am Arbeitsplatz anzufragen, Ihre Wünsche an das Buch und was drinstehen soll zu äußern – was auch immer. Melden Sie sich gern, ich freue mich auf Sie!

Herzlichst,
Barbara Hoffmann