Nun ist es mir selber passiert.

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Ich Honk.

Da leuchte ich mit meinem Projekt „Absichtlich glücklich“ durch die Lande – mit Workshops, persönlichem Austausch, Einzelcoaching und Videochats und predige „Der Fokus macht’s“, und dann, schwupps, mache ich etwas, was ich sonst nicht tue, aber was plötzlich wie ein Sog ist und womit ich nicht aufhören kann. Es hat mich im Griff und ich, nach Hoffnungsschimmern suchend, finde keine, sondern konsumiere weiter. Zieh sie mir rein, schier endlos, gebe mich dem Sog hin, werde auf einmal wieder bewusst und merke: Na toll. Alles fühlt sich schwierig an. Düster, kompliziert, krisenhaft.

Was war passiert?

Nachrichten.
So eine Idiotie.
Ich bin voll drauf reingefallen!
Es kam, was kommen musste: Ich kam so richtig schlecht drauf.
Super. Genau wie ich gesagt habe!
Der Fokus macht’s.
Ich war selbst schuld, bzw. voll selbst verantwortlich:
Wenn man sich die Infektionszahlen reinzieht, die Machenschaften des derzeit amtierenden amerikanischen Präsidenten, einen Artikel über Tonband-Aufnahmen seiner Ehefrau, und schließlich noch in den Kommentarspalten von Facebook landet, wo Kultur, Respekt und Anstand überwiegend Fremdworte sind, dann darf man sich nicht wundern, dass es einem die Puschen der psychischen Stabilität wegpustet. Hier geklickt, dort geklickt, gescrollt, und yeah, ich bin im Bilde und weiß Bescheid, aber hey… das fühlt sich ja gerade total mies an…
OK.

Aber Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
Heißt konkret:
Mir ist das schon öfter passiert, und ich weiß um meine „Anfälligkeit“ diesbezüglich.
Also nehme ich mir vor, Nachrichten wieder nur sehr dosiert und sparsam zu lesen.
Maximal 5 Minuten am Tag. So viel Neues passiert zurzeit nicht, und was ich wirklich wirklich wissen muss, werde ich erfahren. Also nicht nur der Fokus, sondern auch die Haltung macht’s.
Soviel zu meinem Vorsatz, die nächste Zeit wird es zeigen, denn passiert ist mir das Ganze erst heute, ganz frisch, am 06.10.2020.

Aaaber WARUM mache ich das eigentlich? Mir den ganzen Irrsinn der Welt reinzuziehen, der mit meinem Leben im Grunde nichts zu tun hat?

Da ist zum einen die schnelle Verfügbarkeit. Smartphone zur Hand, hier geklickt, dort geklickt, schon prasselt es beim Scrollen auf einen ein. Und wie.
Wenn man dann so vor sich hinscrollt, ist das manchmal eine willkommende Ablenkung von ungelösten, unbequemen oder einfach nur schwierigen aber wichtigen Fragen des Alltags, des eigenen Lebens.
Nur – zu welchem Preis??

Und dann glaube ich, dass die Zeit in der wir gerade leben, so vollgepackt ist mit Herausforderungen, Veränderungen und vielen vielen Fragen, Unsicherheiten, wirtschaftlichen, existenziellen, gesundheitlichen und persönlichen Sorgen, dass man dem auch gern entfliehen möchte. Aber hallo – vom Regen des Alltags in die Traufe einer negativen Gedankenwelt? Oh man! Nein!

Einsicht…

Ich habe für mich gemerkt, dass diese Nachrichtenkonsumiererei nicht gut für mich ist. Schon vor vielen Jahren habe ich aufgehört, die Nachrichten in der Tagesschau oder die heute-Nachrichten zu schauen, weil ich mit den dort gezeigten Bildern aus den schrecklichen Flecken der Welt nicht umgehen kann. Es hat mich ins Bett und meine Träume verfolgt. Es hat mich hilflos fühlen lassen, da ich diese Bilder und vor allem die Ereignisse nicht verhindern kann. Ich fühlte mich schlecht. Weil ich auch nicht helfen konnte, weil ich am liebsten Frieden auf Erden hätte, aber diesen „nur“ in meinem unmittelbaren persönlichen und beruflichen Umfeld versuchen kann, zu schaffen bzw. zu erhalten. Hier und da spende ich etwas, aber ich bin nicht die richtige Person, die ihr Leben auf den Kopf stellt, um nach Afrika zu reisen und Brunnen zu bauen und unterernährte Kinder zu pflegen. Also habe ich das Schauen von Nachrichten mit bewegten Bildern ad acta gelegt.

Warum also tue ich mir das nun am Handy an?
Klar, da ist hier und da die eine oder andere Herausforderung auch in meinem Alltag.
Ich erlebe mich durchaus als zufriedenen, immer wieder auch glücklichen, vor allem aber dankbaren Menschen. Und ich bin mir meistens der Segnungen meines Lebens sehr bewusst.

Und dann, plumps, sind da ein, zwei Themen in meinem aktuellen Leben, zu denen ich sicherlich bestimmte Haltungen, Gedanken, Pläne, Ideen habe, aber deren Entwicklung ich einfach auch abwarten muss.

Da ich das nicht immer gut aushalten kann, abzuwarten und geduuuuuldig zu sein (meine persönliche Lebens-Challenge), gerate ich dann in solche selbstschädigenden Fahrwasser.
Dabei könnte ich etwas Schönes lesen, Musik machen, rausgehen (Wetter egal) und dort meinen Gedanken nachhängen (was immer woanders rauskommt als auf dem Sofa), etwas backen, kochen oder was auch immer. Im Haushalt geht natürlich auch immer was, aber ok, das lassen wir mal außen vor. ;-)

Was habe ich heute also gemacht, um aus diesem Loch rauszukommen??
Erst einmal hat ein guter Freund mich angeschrieben und spitz bekommen, dass ich gerade Nebel im Kopf habe. Er rief mich kurzerhand an, und das war bereits ein Grund, mich erst einmal aufzusetzen (ich lag bis dahin auf dem Sofa). Wir haben nur kurz gesprochen, aber allein dies hat meine Gedanken ein wenig in eine andere Richtung gelenkt. Anschließend habe ich dann, weil ich noch Zeit hatte bis ich den Abendbrottisch für meine Familie und mich decken wollte, noch ein wenig Comedy im Internet geschaut. OK, wieder am Handy oder PC, aber immerhin.

Comedy und alles worüber man lachen kann, hat mir schon seit meiner Kindheit immer geholfen, schwierige Phasen zu überstehen. Egal ob sie kurz oder lang waren. Meinem Bruder sei Dank für diese Ressource: Humor und Lachen.

Mir hilft das irgendwie fast immer. Mein Hirn reagiert sofort darauf.
Wenn mein Gesicht häufiger lächelt oder lacht, denkt mein Gehirn „alles chillig“, keine Gefahr, kein Grund für Trübsal. Außerdem wird meine Atmung lockerer, meine Muskeln entspannen sich. Wie von selbst.
Das macht die Themen nicht „weg“, aber sie erscheinen nicht mehr so erdrückend und schwer, sondern lösbar. Ich selbst fühle mich mehr in der Lage, sie lösen und bewältigen zu können. Darauf kommt es an.

Und wenn ich das eine Zeitlang praktiziert habe – lustige Dinge schauen, grinsen, lachen usw., und dann wieder an meine vorherigen „schwierigen“ Themen denke, dann fühlen sich diese nicht mehr so schwierig an, und vor allem (!): Dann fallen mir auch kreativere Lösungen und Wege oder einfach nur bessere Gedanken dazu ein. Also isses das doch schonmal wert.

Natürlich gibt es auch andere Dinge und Beschäftigungen, die mich wieder heller sehen lassen, aber heute war es eben Comedy.

Der Fokus macht’s eben doch.
Wobei – das hatte ich ja gar nicht in Frage gestellt. ;-)

Da ich das nicht immer gut aushalten kann, abzuwarten und geduuuuuldig zu sein (meine persönliche Lebens-Challenge), gerate ich dann in solche selbstschädigenden Fahrwasser.

Dabei könnte ich etwas Schönes lesen, Musik machen, rausgehen (Wetter egal) und dort meinen Gedanken nachhängen (was immer woanders rauskommt als auf dem Sofa), etwas backen, kochen oder was auch immer. Im Haushalt geht natürlich auch immer was, aber ok, das lassen wir mal außen vor. ;-)

Will sagen: Wie Dein Körper auf die Nahrung reagiert, die Du Dir zuführst, reagiert auch Dein Geist, Deine Gedankenwelt auf das, was Du Dir an „Daten“ reinziehst.

„Mit der Zeit nimmt die Seele die Farbe Deiner Gedanken an“, dieser Ausspruch wird Marc Aurel zugesprochen.

Und weißt Du was?
Auch wenn ich mit diesen Themen immer für andere unterwegs war und bin, so bin ich doch froh, dass es auch mir passiert, dass ich mal in eine Falle tappe. Denn so bleibe ich Mensch und auf dem Teppich. Wer wäre ich, wenn ich frei davon wäre?

Aber das bin ich, das ist ein Teil von mir, ein Teil meiner Glaubwürdigkeit, dass ich diese Dinge kenne, dass ich auch die Depression kenne, und dass ich für mich ganz persönliche Wege gefunden habe, die mich immer hinausführen. Ich muss sie halt nur aktiv beschreiten. Da hakt es zwar manchmal, aber immer seltener als früher. Halleluja.

Das Leben ist eine Reise, und ich bin verdammt gern unterwegs.

Und Du?

Wie reagierst Du auf Nachrichten?
Kennst Du das Gefühl, durch bestimmte Tätigkeiten, Ereignisse oder Gedanken „schlecht drauf“ zu kommen?

Was bringt Dich wieder auf einen fruchtbaren Boden, wenn Du auf gedankliches Glatteis geraten bist?

Teile das gerne mit mir und anderen Lesern, wenn Du magst.
Viele Menschen brauchen heute gute Ideen, wie sie von all den schwierigen Themen des Alltags wieder zu sich selbst finden können.

Und ansonsten freue ich mich einfach, wenn Du einen hilfreichen Gedanken aus diesem Text ziehen oder ihn einem Freund oder einer Freundin schicken magst, die ihn gerade gut gebrauchen kann.

Herzliche Grüße,

Barbara

Gesehen werden – voll und ganz

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Menschen ihren Platz im Leben finden lassen
oder Wertschätzung 3.0

Foto: Ulf Lautenbach

Foto: Ulf Lautenbach

Der Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ hat es mir angetan. Ich sah ihn bereits vor Jahren, aber jetzt erst, nach nochmaligem Anschauen im TV, schien sich mir seine Bedeutung erst in vollem Umfang zu erschließen.

Ein „Aufseher“ wird im französischen 1949 in einem Internat für verhaltensauffällige Jungen eingestellt, als gerade ein anderer, ausgebrannt und desillusioniert, seinen Dienst quittiert. Das System des Internats funktioniert mit erschreckend faschistoiden Methoden; man versucht, den Schrecken des Weltkriegs mit umso mehr Kontrolle und Machtgewinn zu verjagen.

Nach und nach beginnt der neue Aufseher M. Mathieu, ganz anders als seine Vorgänger, einen Kontakt zu den Jungen herzustellen. Was seinen Vorgängern und dem Direktor nicht gelungen ist, gelingt ihm zusehends. Er gründet einen Chor, teilt jedem der Jungen entsprechend dessen Stimmlage einen Platz in diesem Chor zu. Er versteht es, wirklich jedem einzigen Jungen einen Platz im System zu geben. Selbst der schüchternste Junge bekommt die Position des Assistenten, und derjenige, der keinen einzigen Ton trifft, bekommt die Aufgabe des Notenhalters. Die meisten anderen können irgendwie singend eingesetzt werden. Jede Aufgabe ist wichtig. Jeder Junge ist wichtig, jeder dieser jungen Menschen erhält einen Platz, den nur er ausfüllen kann. Einfach aus einem grundsätzlich und bedingungslos wertschätzenden Menschenbild heraus.
Weiterhin auftretendes, aber weniger werdendes schwieriges Verhalten der Jungen wird mit einer positiven Absicht interpretiert, Jungen die etwas ausgefressen haben, werden vor Karzer oder Schlägen geschützt.

Nach und nach erhält Mathieu das volle Vertrauen der Jungen. Der Chor funktioniert, das System gesundet, wird aber immer wieder vom Direktor und anderen Alteingesessenen angegriffen. Dennoch überlebt das „Subsystem Chor“. Es bricht das krankhafte System von innen mit großer Lebenskraft auf, bis das System Internat zusammenbricht und die gesunden Kräfte wahrhaft frei werden können.

Die Aussage des Films: Sobald Menschen sich gesehen fühlen, echte Wertschätzung erleben, und ihren Platz in der Welt gefunden haben, können sie zu sich finden. Sie können gesunden, erstarken, erlangen Selbst-Wert-Gefühl.

Ich erlebe immer wieder, dass die Menschen ein tiefes Bedürfnis nach Wertschätzung und Anerkennung haben. Wenn sie diese über Jahre hinweg an ihrem Arbeitsplatz nicht mehr finden, kommen sie häufig zum Coaching zu mir. Und dort bringen wir nach und nach zusammen, was zusammengehört. Fähigkeiten, die eigene Würde und Ehre aufzubauen und zu erhalten, sich gegenüber negativen Einflüssen wahrhaft und gesund abzugrenzen werden wieder eintrainiert, und mit jeder neuen positiven Erfahrung wächst eine neue Selbst-Sicherheit im Job, oder auch im Privatleben meiner Coachees.

Und das macht nicht nur mir selbst viel Freude, auch meine Klienten profitieren von dem neuen Selbst(wert)gefühl, sodass sie sich viel besser und selbstbewusster im Job präsentieren, oder sich auf den Weg zu einer neuen Tätigkeit machen können.

Wenn Menschen zu sich selbst zurückfinden, ist das etwas ganz ganz Wunderbares.
Nicht nur im Film.
Denn jeder von uns, ob es ihm bewusst ist oder nicht, möchte gern GESEHEN WERDEN.
Und mit dem Gedanken im Hinterkopf lässt sich Gemeinschaft, Arbeit und Familienleben ganz anders gestalten, eigene Bedürfnisse lassen sich ganz anders kommunizieren.
Haben wir keine Angst davor, gesehen zu werden. Denn gesehen zu werden, ist die Voraussetzung dafür, einen Platz einzunehmen, der wichtig ist.

Herzlichst,

Barbara Hoffmann